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  • QBB-Mitarbeiter­schulung in Castrop-Rauxel 2016

    Der Wert der Wurzel

    Mitgliederschulung der Qualitätsgemeinschaft Baumpflege und Baumsanierung (QBB) fokussiert den fachkundigen Umgang mit Wurzeln von Straßenbäumen.

    Straßenbau und Straßenbäume – eine Kombination, die immer wieder zu Problemen führt. Denn Wurzeln von straßenbegleitenden Bäumen und unterirdische Versorgungsleitungen kommen sich naturgegeben ins Gehege. Tiefbaumaßnahmen am Straßenrand tun ein Übriges, wenn die ausführenden Firmen bei Aufgrabungen dem Wurzelwerk der Bäume schonungslos auf den Pelz rücken. Dass dies eher die Regel als die Ausnahme ist, kritisierte Hans Rhiem, Vorsitzender der QBB, bei der diesjährigen Fortbildung des Verbandes am 1. und 2. Juli in Castrop-Rauxel: „In vielen Kommunen bekommen die Baumkontrolleure es gar nicht mit, wenn Tiefbauarbeiten in unmittelbarer Nähe von Straßenbäumen durchgeführt werden. Wenn keine fachkundige Begleitung der Baumaßnahmen stattfindet, werden die Baumwurzeln oft sehr stark beschädigt.“ Die Folge: Die Wunden an den Wurzeln bilden das Eingangstor für holzschädigende Pilze, die den Baum zersetzen, bis er schließlich umstürzt. „Und genau hier entsteht dann ein neuer Konflikt, nämlich der mit der Verkehrssicherheit“, sagte Rhiem. „Für die Standsicherheit von Stadtbäumen sind ebenfalls die Kommunen verantwortlich, die daher ein verstärktes Interesse daran haben sollten, dass die Baumwurzeln gesund bleiben.“ Trotzdem, so der Vorsitzende weiter, dächten zu viele Kommunen – und leider auch Baumpflegeunternehmen – bei der Verkehrssicherung von Bäumen nur an die Baumkronen. „Die beste Kronenpflege nutzt aber nichts, wenn der Baum aufgrund von Wurzelschäden innerlich verfault“.

    Um Aufklärung zu betreiben und dafür zu sorgen, dass die Mitgliedsunternehmen der QBB mit gutem Beispiel vorangehen, hat Deutschlands älteste Baumpflegevereinigung den schonenden Umgang mit den Wurzeln von Straßenbäumen zum Schwerpunkt ihrer diesjährigen Mitgliederschulung gemacht. Mit an Bord war am 1. und 2. Juli erneut der Arbeitskreis Baum des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL). Als Gastgeber hatten die Organisatoren die Baumdienst Enbergs GmbH in Castrop-Rauxel, ein langjähriges QBB-Mitglied, gewonnen.

    Das Übel an der Wurzel packen: Andreas Schoof, Jan Dreß und Dr. Markus Streckenbach (v. li. n. re.) veranschaulichten bei der QBB-Mitgliederschulung den fachkundigen Umgang mit den Wurzeln von Stadtbäumen. Foto: QBB

    Straßenbau versus Straßenbäume: Experten packen das Übel an der Wurzel

    Zeigen, wie es richtig geht – dieses Ziel hatten die Experten aus den Bereichen Baumpflege, Kommunalverwaltung und Wissenschaft, die als Referenten der diesjährigen Fortbildung auftraten. Rund 105 Firmeninhaber, Mitarbeiter von QBB-Mitgliedsunternehmen und Vertreter des AK Baum waren angereist, um am ersten Tag der Schulung den praktischen Vorträgen zum Thema Wurzelschutz von Straßenbäumen zu folgen. Der Sachverständige für urbane Vegetation, Dr. Markus Streckenbach, führte in das Thema ein und erläuterte die Besonderheiten und die Bedeutung der Wurzelbereiche von Stadtbäumen. Mit Andreas Schoof, im Bezirksamt Nord der Hansestadt Hamburg verantwortlich für die Bereiche Baumpflege, Baumkotrolle und Straßenbegleitgrün, hatten die Veranstalter einen kommunalen Fachmann ins Ruhrgebiet geholt, der für einen vorbildhaften Umgang mit dem Thema steht: „Wann immer in Hamburg eine Tiefbaumaßnahme in der Nähe von Bäumen stattfindet, muss eine baumpflegerische Begleitung der Arbeiten stattfinden. Die Tiefbaufirma muss ihre Maßnahme anmelden und die Auflagen zum Baumschutz des Bezirksamtes beachten. Darüber hinaus werden alle Tiefbauarbeiten baumpflegerisch begleitet. Bei Verstößen der Firma gegen die Auflagen kann es zu einem Strafverfahren und zu empfindlich hohen Geldstrafen für den Tiefbauer kommen“, erläuterte Schoof das Hamburger Modell. Die Hamburger Ver- und Entsorgungsunternehmen hätten im Normalfall Rahmenverträge mit Baumpflegeunternehmen, die sie bei Bedarf einbänden.

    Wie sich dies praktisch gestaltet, berichtete Jan Dreß, leitender Mitarbeiter bei der Baumpflege Bollmann GmbH mit Sitz in Ellerau bei Hamburg: „Wir begleiten die Baumaßnahmen, die den Baum bzw. das Baumumfeld betreffen. Unsere Aufgabe ist dafür zu sorgen, dass der Baum und seine Wurzeln bestmöglich geschützt und geschont werden“. Über die Baubegleitung, so Dreß weiter, werde ein Protokoll erstellt, das vor allem mögliche Wurzelbeschädigungen oder Wurzelverluste dokumentiert. Das Protokoll werde dem Auftraggeber – zum Beispiel der Stadt Hamburg – als Grundlage für künftige Baumkontrollen und Pflegemaßnahmen zur Verfügung gestellt. Eine solche Vorgehensweise, sagte Dr. Streckenbach, könne als optimal bezeichnet werden. Dies zeige sich auch daran, dass es in Hamburg nur überaus selten zu Baumunfällen käme, obwohl in der Stadt überdurchschnittlich viele Straßenbäume wüchsen.

    Aussichtsreicher Geschäftszweig für Baumpflegefirmen

    Die Experten waren sich darin einig, dass die Wurzelpflege von Stadtbäumen einen von den Baumpflegern häufig unterschätzten Geschäftszweig darstellt. „Die Themen Baumkontrolle und Verkehrssicherheit haben in den vergangenen Jahren in den Kommunen immer mehr an Bedeutung gewonnen. Baumpflegefirmen haben jetzt mehr denn je die Chance, sich in den Städten und Gemeinden zu etablieren“, sagte Hans Rhiem. Es sei daher wichtig, dass die Mitarbeiter der Fachfirmen auch auf dem Gebiet der Wurzelbehandlung umfassend geschult würden. „Ich verspreche mir von dieser Fortbildung, dass die Mitglieder der QBB verstärkt für dieses Thema sensibilisiert werden, sich weiterbilden, den Kontakt zu Kommunen suchen und ihre Sachkunde weitergeben“, so der Verbandsvorsitzende.

    Nach den Wahlen bei der Mitgliederversammlung präsentierte sich der Vorstand gemeinsam mit dem Gastgeber der diesjährigen Mitarbeiterschulung: Der 1. QBB-Vorsitzende Hans Rhiem, Reinhard Enbergs, Geschäftsführer der Baumdienst Enbergs GmbH, der 2. QBB-Vorsitzende Hans-Hermann Stöteler und der neue offizielle Schatzmeister Günter Reuter (v. li. n. re.). Foto: QBB

    Mitgliederversammlung folgt auf Betriebsbesichtigung

    Am zweiten Tag der Mitgliederschulung stand die Besichtigung des neuen Betriebsgeländes der Baumdienst Enbergs GmbH in Castrop-Rauxel im Mittelpunkt. Hier fanden auch vier kompakte Workshops statt. Carsten Beinhoff von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau war aus Kassel angereist, um den ersten Workshop zu den Sicherungspflichten in der Baumpflege zu leiten. Die darauffolgenden Schulungen widmeten sich praxisnah den Themen Baumpflanzung, innovative Baumsicherungssysteme und der Präsentation einer neuen Hubarbeitsbühne.

    Der Tradition folgend bildete die QBB-Mitgliederversammlung am Samstagnachmittag den Abschluss der zweitägigen Veranstaltung. Im Zuge der Verbandswahlen wurde Hans-Hermann Stöteler in seinem Amt als 2. Vorsitzender der QBB bestätigt. Günter Reuter, der nach dem Tod des früheren Schatzmeisters und Verbandsgeschäftsführers Hans-Helmut Pein das Amt des Schatzmeisters zunächst kommissarisch übernommen hatte, wurde nun offiziell in diesen Posten gewählt. Die kommende Mitgliederschulung und Mitgliederversammlung der QBB wird am 7. Und 8. Juli 2017 auf der IGA in Berlin stattfinden.

    Rund 105 Firmeninhaber, Mitarbeiter von QBB-Mitgliedsunternehmen und Vertreter des AK Baum waren zur Fortbildung nach Castrop-Rauxel gereist. Die Abschlussdiskussion fand auf dem Betriebsgelände der Firma Baumdienst Enbergs GmbH statt. Foto: QBB


    Das Protokoll der Schulung steht demnächst für die Mitglieder zum Download im passwortgeschützten Mitgliederbereich bereit.