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    Den Wurzeln auf den Grund gehen: Baumpfleger aus ganz Deutschland tagen auf Schloss Reinbek

    Am 29. und 30. Juni waren das Schloss Reinbek und das Baumpflegeunter-nehmen Hagen Baumpflege GmbH & Co. KG in Schleswig-Holstein Treffpunkt von Baumpflegern aus dem gesamten Bundegebiet. Die Qualitätsgemein-schaft Baumpflege und Baumsanierung (QBB), ihres Zeichens älteste Baumpflegevereinigung Deutschlands, und der Arbeitskreis Baumpflege im Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (AK Baum) hatten zur gemeinschaftlichen Fortbildung geladen. Im Fokus stand der Schutz von Baumwurzeln auf Baustellen, der – nicht zuletzt durch die intensive Aufklärungsarbeit der QBB und ihrer Partner – immer mehr an Bedeutung gewinnt.

    Auf Einladung der QBB und des AK Baum bildeten sich Baumpfleger aus ganz Deutschland am 29. und 30. Juni in Schleswig-Holstein fort. Der praktische Schulungsteil fand auf dem Betriebsgelände des Unternehmens Hagen Baumpflege statt. Foto: QBB/Kottich

    „Wir kämpfen seit Jahrzehnten darum, dass Baumaßnahmen und Tiefbauarbeiten im Umfeld von Bäumen nur in Begleitung von Baumpflegern durchgeführt werden. Denn bei Aufgrabungen rücken die ausführenden Firmen den Wurzeln von Bäumen oft schonungslos auf den Pelz. Die Baumwurzeln werden dabei häufig so stark beschädigt, dass der Baum keine Überlebenschance hat“, sagte Hans Rhiem, Vorsitzender der QBB. Der Verband, in dem die größten Baumpflegeunternehmen Deutschlands unter einem Dach agieren, setzt sich gemeinsam mit vielen Partnern für ein Umdenken ein. Mit Erfolg: In immer mehr Kommunen und Gemeinden ist die Begleitung von Bauarbeiten durch Baumpfleger oder Baumgutachter inzwischen eher die Regel als die Ausnahme. „Diese Entwicklung ist vor allem angesichts der zunehmenden Verdichtung in Städten wichtig und notwendig“, erläuterte Rhiem. „Wo früher Grünanlagen mit teilweise sehr alten Bäumen waren, entstehen neue Wohngebiete. Daher ist es von enormer Bedeutung, den Baumbestand bestmöglich zu schützen und zu erhalten. Einige Städte haben hier Vorbildcharakter. In Hamburg zum Beispiel ist es laut Baumschutzverordnung verboten, Bäume oder Baumteile zu entfernen oder zu beschädigen.“

    Mit Feingefühl gesteuert, legt der Saugbagger das empfindliche Wurzelwerk von Bäumen frei. Foto: QBB/Kottich

    Die Tatsache, so Rhiem weiter, dass deutschlandweit immer mehr Bauherren diesen Bereich ernst nähmen, führe dazu, dass Baumpflegeunternehmen verstärkt für Baubegleitungen angefordert würden. “In vielen Bundesländern ist der Baum- und Wurzelschutz auf Baustellen für die Fachbetriebe jedoch noch ein relativ junges Aufgabengebiet, das spezifische Kenntnisse voraussetzt. Dies ist der Grund, warum wir den Fokus unserer diesjährigen Schulung in Reinbek und Sahms auf diesen Bereich gelegt haben“, berichtet Rhiem.

    Tagung auf Schloss Reinbek: Institut für Baumpflege schult Baumexperten

    Eingeläutet wurde die zweitägige Fortbildung, am 29. Juni auf Schloss Reinbek. Das Hamburger Institut für Baumpflege (IfB) mit Sitz in Bergedorf war mit dem gesamten Team anwesend, um die Baumpfleger zunächst themenübergreifend auf den neuesten Stand zu bringen. Prof. Dr. Dirk Dujesiefken eröffnete die Tagung mit einem Vortrag zum jüngst überarbeiteten Regelwerk ZTV-Baumpflege und den hiermit verbundenen Änderungen für die Baumpflegepraxis. Dipl.-Biologe Thomas Kowol referierte zum Spannungsfeld Artenschutz und Baumpflege. Im Mittelpunkt stand die Frage, was zu tun ist, wenn in behandlungsbedürftigen Bäumen geschützte Tierarten entdeckt werden. Das Eschentriebsterben und die durch den Pilzerreger verursachten Stammfußnekrosen waren Thema von Dipl.-Ingenieurin Petra Jaskula. Ihren Ausführungen folgte ein Vortrag des IfB-Leiters Dr. Host Stobbe, der über das Rosskastaniensterben und aktuelle Entwicklungen der schwerwiegenden Baumkrankheit sprach. Der Abschlussvortag des ersten Schulungsstages widmete sich schließlich dem Schwerpunkt der diesjährigen Fortbildung: Dipl.-Holzwirt Dennis Wilstermann referierte zum Thema Baumschutz auf Baustellen und leitete damit die praktische Schulung am folgenden Tag ein, die auf dem Betriebsgelände des QBB-Mitgliedunternehmens Hagen Baumpflege in Elmenhorst/ Sahms stattfand.

    Fortbildung am lebenden Objekt: Bei der QBB-Schulung in Reinbek und Sahms stand der Wurzelschutz auf Baustellen im Mittelpunkt. Foto: QBB/Kottich

    Vom Stammschutz bis zum Wurzelvorhang: Wurzelschutz in der Praxis

    Wie gestaltet sich in der Praxis eine baumpflegerische Baubegleitung und welche Strategien und Maßnahmen garantieren bei Tief- und Hochbauarbeiten einen bestmöglichen Schutz des Wurzelwerkes angrenzender Bäume? Antworten lieferten am 30. Juni gleich drei Mitgliedsunternehmen der QBB im Rahmen einer mehrstündigen Praxis-Fortbildung. Der Baumpflegeunternehmer Frank Chr. Hagen hatte hierfür nicht nur sein Betriebsgelände in Elmenhorst/ Sahms, sondern auch seine Mitarbeiter und seine Maschinen zur Verfügung gestellt. Unterstützt wurde der Gastgeber von den Firmen Baumpflege Bollmann aus Ellerau und Osbahr mit Sitz in Uetersen.

    Ein Wurzelvorhang verhindert, dass Baumwurzeln nach Abgrabungen austrocknen oder absterben. Wie er gebaut wird, lernten die Baumpfleger an einer der 5 Praxisstationen. Foto: QBB/Kottich

    An insgesamt fünf Stationen packten die erfahrenen Baumpfleger das Übel im wahrsten Sinne bei der Wurzel und unterwiesen die Schulungsteilnehmer in den komplexen Baumschutzmaßnahmen auf Baustellen. Hierfür fuhren sie in Teilen imposantes Gerät auf. Einen Saugbagger zum Beispiel, der mit einem ferngesteuerten Saugarm Suchgräben ausheben und lose Erde zwischen den Wurzeln absaugen kann. “Mithilfe des Saugbaggers können wir die Wurzeln von Bäumen freilegen, ohne dass sie beschädigt werden. Dies ist hilfreich, wenn wir Lage und Zustand von Wurzeln beurteilen möchten, aber auch, wenn Leitungen im Wurzelbereich verlegt werden müssen“, erläuterte Frank Chr. Hagen. An anderer Stelle zeigten die Fachleute den Bau eines Wurzelvorhangs, der verhindert, dass Wurzeln nach Abgrabungen austrocknen oder absterben. Hierfür wird in einem tolerierbaren Abstand zur zukünftigen Baugrube per Hand ein Graben ausgehoben. Die sich hier befindlichen Wurzeln werden schonend durchtrennt. Anschließend baut der Fachmann ein Vorhang aus Holzpfählen und Jute, der die übrigen Wurzeln schützt und abschirmt. Ein zwischen den Wurzeln und dem Vorhang eingefülltes Substrat versorgt den Baum optimal, bewahrt die abgetrennten Wurzelteile vor Austrocknung und fördert die Wurzelneubildung. Die Stationen drei bis fünf demonstrierten unter anderem wirkungsvolle Maßnahmen zum Stammschutz und die Tiefenbelüftung des Bodens mit Druckluftlanzen. Letztere wird notwendig, wenn es im Zuge von Baumaßnahmen zu einer Verdichtung des Erdreiches im Bereich von Baumwurzeln kommt. „Wir lockern dann den Boden wieder auf, damit der Baum unterirdisch weiterhin atmen und Wasser speichern kann“, erklärte Frank Chr. Hagen.

    Experten demonstrieren die Tiefenbelüftung und Auflockerung des Bodens mit Druckluftlanzen. Bäume können so unterirdisch besser Wasser aufnehmen und atmen. Foto: QBB/Kottich

    Zum Download: QBB-Handlungsempfehlungen zum Wurzelschutz von Straßenbäumen

    Der Schutz von Baumwurzeln bei Baumaßnahmen wird in zahlreichen bundesweit geltenden Regelwerken thematisiert und gefordert. Zum Beispiel in der ZTV Baumpflege, der DIN 18920 und der RAS-LP 4. „Die tatsächliche Umsetzung dieser Rechtsgrundlagen ist jedoch immer eine verwaltungstechnische Entscheidung und liegt somit in der Verantwortung der Städte und Gemeinden. Letztendlich sind sie es, die die Rahmenbedingungen für einen effektiven Wurzelschutz auf Baustellen schaffen müssen“, sagte Hans Rhiem. Die Zuständigen in den Verwaltungen, so der QBB-Vorsitzende, stünden aber mit dieser Herausforderung nicht allein dar, sondern könnten auf die Erfahrungen und die Beratung von Sachverständigen und qualifizierten Baumpflegeunternehmen in ganz Deutschland zurückgreifen. So bietet die QBB all denjenigen, die sich beraten lassen möchten, Unterstützung an. Auf unserer Website können kommunale Fachleute und Baumpflegebetriebe außerdem gratis ausführliches Material und konkrete Handlungsempfehlungen herunterladen, die am Beispiel der Stadt Hamburg detailliert darlegen, wie aktiver Wurzelschutz in Städten und Gemeinden erfolgreich praktiziert werden kann.

    Mitgliederversammlung flankiert Fortbildung

    Traditionell bildete die QBB-Mitgliederversammlung am Samstagnachmittag den Abschluss der zweitägigen Fortbildung. Im Zuge der Verbandswahlen wurden der 2. Vorsitzende Hans-Hermann Stöteler und der Schatzmeister Günter Reuter in ihren Ämtern bestätigt. Hans Rhiem berichtete über den großen Anklang, den die Bereitstellung der Handlungsempfehlungen zum Wurzelschutz von Straßenbäumen auf der Verbandshomepage findet. „Seit Veröffentlichung unserer Empfehlungen im Juni 2017 haben wir monatlich zwischen 60 und 100 Downloads. Diese Zahl zeigt, wie wichtig und relevant das Thema ist, und ist ein messbarer Indikator dafür, dass unsere Aufklärungsarbeit Früchte trägt“, so der Vorsitzende.

    Traditionell bildete die QBB-Mitgliederversammlung am Samstagnachmittag den Abschluss der zweitägigen Fortbildung. Im Zuge der Verbandswahlen wurden der 2. Vorsitzende Hans-Hermann Stöteler und der Schatzmeister Günter Reuter in ihren Ämtern bestätigt. Hans Rhiem berichtete über den großen Anklang, den die Bereitstellung der Handlungsempfehlungen zum Wurzelschutz von Straßenbäumen auf der Verbandshomepage findet. „Seit Veröffentlichung unserer Empfehlungen im Juni 2017 haben wir monatlich zwischen 60 und 100 Downloads. Diese Zahl zeigt, wie wichtig und relevant das Thema ist, und ist ein messbarer Indikator dafür, dass unsere Aufklärungsarbeit Früchte trägt“, so der Vorsitzende.